Urbino

120 KM Entfernung, Fahrzeit 2:00 Stunden nordwestlich gelegen

mit rund 14.000 Einwohnern ist Sitz der römisch-katholischen Erzdiözese Urbino-Urbania-Sant’Angelo in Vado. Urbino ist wegen Architektur und Kulturgeschichte Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. In der Renaissance erlebte die Stadt eine Blütezeit, in die unter anderem auch die Gründung der Universität (1506) fiel. Der bedeutendste Herrscher des Herzogtums Urbino war Federico da Montefeltro.

Geschichte

Die kleine römische Stadt Urbinum Mataurense (deutsch: Die kleine Stadt am Fluss Mataurus) wurde im 6. Jahrhundert in der Zeit der Gotenkriege zu einer wichtigen strategischen Festung, im Rahmen dieser Auseinandersetzungen 538 durch Belisar erobert, und fortan häufiger durch den byzantinischen Historiker Prokopios erwähnt. Obwohl Pippin Urbino dem Papst verkaufte, bestanden stets Unabhängigkeitsbestrebungen der Stadt.
Antonio von Montefeltro († 1184?), Burgherr zu Montecopiolo und San Leo, wurde 1155 von Kaiser Friedrich Barbarossa zum Reichsvikar für Urbino (als vom Kaiser beanspruchtes Territorium in Reichsitalien) ernannt. Sein Sohn Montefeltrano I. (ca. 1135 – 1202) wurde ebenfalls Reichsvikar in Urbino und vermutlich zum Grafen von Montefeltro erhoben. 1213 wurden zwei seiner Söhne von Kaiser Friedrich II. mit der Grafschaft Urbino belehnt. Das Stadtwappen ist bis heute das Familienwappen der Montefeltro, ergänzt um den Reichsadler. Die Grafen übten Druck auf die Stadt aus, was 1228 zu einer Rebellion der Bewohner führte, die sich mit den Einwohnern von Rimini zusammenschlossen und die Herrschaft über die Stadt 1234 vorübergehend wiedererlangten. 1384 unterstellte sich auch die Stadt Gubbio, im Kampf mit ihrem Bischof, den Montefeltro. Das Haus Montefeltro stieg 1443 infolge Erhebung durch Papst Eugen IV. zu Herzögen von Urbino auf.

Herzöge von Urbino

Der berühmteste Sohn der Familie Montefeltro war Federico, Herrscher von Urbino von 1444 bis 1482. Er war einer der erfolgreichsten Condottieri seiner Zeit, ein vorsichtiger Diplomat und ein Förderer von Kunst und Literatur. An seinem Hof wirkten Piero della Francesca, Francesco di Giorgio Martini und Raffaels Vater Giovanni Santi. Federico stärkte seine Position durch seine Heirat mit Battista aus der mächtigen Sforza-Familie und die Verheiratung seiner Tochter mit Giovanni della Vore, dem Lieblingsneffen von Papst Sixtus IV., der im Gegenzug Federico den Herzogstitel verlieh.

Ihm folgte sein Sohn Guidobaldo da Montefeltro, der 1489 Elisabetta Gonzaga aus der herrschenden Familie in Mantua heiratete. Beide wurden 1502 von Cesare Borgia aus Urbino ausgewiesen und später enteignet, erhielten das Herzogtum aber nach der Entmachtung der Borgias zurück. Guidobaldo war der letzte Herzog der Montefeltro-Linie. Nach seinem Tod 1508 vererbte er seinen Titel an Francesco Maria I. della Rovere, einen Neffen von Papst Julius II. Bis zum Jahr 1625 wurde Urbino nun von der Dynastie della Rovere regiert.

Vikariat von Urbino

Urbino wird nicht nur mit der Stadt, sondern auch mit dem Vikariat von Urbino gleichgesetzt.

Urban VIII. gliederte schließlich 1626 das bis dahin autonome Herzogtum Urbino direkt in die päpstlichen Besitztümer ein, nachdem der kinderlose Francesco Maria II. della Rovere abgedankt hatte. Die große Bibliothek wurde nach Rom verbracht und 1657 in die Bibliothek des Vatikan eingegliedert.

Politisch war das Vikariat von Urbino ein Teil des Kirchenstaates. Sein Territorium umfasste ungefähr 2700 Quadratkilometer. Es erstreckte sich im Süden bis Gubbio und im Norden bis an die Grenze der Emilia-Romagna. Im Westen wurde es durch den Bergkamm der Trabaria und des Apennin (Tosco Marchigiani), im Osten durch den Fluss Foglia begrenzt. Das Land war überwiegend gebirgiger und hügeliger Natur und bot nur sehr wenige natürliche Rohstoffe. Die Land- und Pferdewirtschaft war gleichfalls gering entwickelt. Die unzugängliche physische Struktur behinderte zudem eine einheitliche Entwicklung des Landes. Die Stadt Urbino war in dieser Zeit entsprechend ihrer geringen wirtschaftlichen Bedeutung als wenig bedeutend einzustufen. Auch politisch war das Land durch verschiedene eigenständige adlige Landherren geteilt. Eine wirkliche Kontrolle über das Vikariat mussten sich die Herren von Urbino immer wieder erkämpfen. Obwohl Urbino nominell zum Kirchenstaat gehörte, war die Bürokratie des Papsttums in wirtschaftlichen und politischen Krisenmomenten faktisch abwesend. Schon allein deswegen musste das Machtvakuum von verschiedenen Adelsfamilien der Region ausgefüllt werden. Zwar hat der Papst immer wieder versucht, die Rivalitäten zwischen den einzelnen Familien für seinen verbliebenen Rest an Einfluss zu nutzen. Diese Politik führte aber zu einer verstärkten Unabhängigkeit der adriatischen Gebiete des Kirchenstaates.
Im Zuge des Risorgimento endete 1860 die Herrschaft des Kirchenstaats über die Marken und Urbino ging schließlich im Königreich Italien auf.

Majolika

Die besondere Erde von Urbino, die noch immer für Keramiken und Ziegelfabrikation verwendet wird, ließ die Keramikmanufakturen (botteghe) und deren Glasuren als Majolika weltweit bekannt werden. Die ersten handelsüblichen Irdenwaren wurden ab dem 15. Jahrhundert von Urbino verschickt, nach 1520 förderten die Herzöge der Familie Della Rovere, Francesco Maria I. und sein Nachfolger, Guidobaldo II., die Manufakturen, deren Produkte in ganz Italien als istoriato bekannt wurden. Der Stil der feinen Arabesken und grottesche wurde weltweit bekannt.

Sehenswürdigkeiten

Der Herzogliche Palast (Palazzo ducale)

Der Palazzo Ducale der Herzöge von Urbino ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Es wurde unter Federico da Montefeltro von Luciano Laurana, einem dalmatinischen Architekten, errichtet. Laurana war von Filippo Brunelleschis Bauten in Florenz beeindruckt. Der Palast wurde im 20. Jahrhundert teilweise als Regierungsgebäude genutzt. Er beherbergt die Galleria Nazionale delle Marche, eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der italienischen Renaissance.

Dom

Der alte Dom fiel 1789 einem Erdbeben zum Opfer. Auf seinen Trümmern wurde der neue Dom Santa Maria Assunta im klassizistischen Stil errichtet und 1801 vollendet.

Kirche San Domenico

Sie liegt gegenüber dem Palazzo Ducale. An dem Renaissanceportal ist die Kopie der Figurengruppe Madonna mit Kind und Heiligen zu sehen. Das Original von Luca della Robbia (1451) befindet sich in der Nationalgalerie im Palazzo Ducale.

Oratorio di San Giovanni

Die ursprünglich einem Spital zugeordnete Kapelle an der Via Mazzini aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bekam 1908 eine neugotische Fassade. Das Holzgewölbe des Oratoriums hat die Form eines Schiffsrumpfes. Der Ruhm dieser Kirche rührt von der Ausmalung im Inneren; auf der rechten Wand befinden sich Fresken mit Szenen aus dem Leben Johannes’ des Täufers. Das Ensemble gehört zu den Hauptwerken des Internationalen oder Weichen Stils der Gotik um 1400 in Italien. Ihre Kennzeichen sind spielerische Eleganz, Liebe zum kostbaren Detail und Sinn für Phänomene der Natur und Landschaft.

Kirche San Francesco

Die Kirche hat eine Vorhalle und einen stattlichen Campanile. Hinter dem linken Seiteneingang befindet sich die Grabplatte der Eltern Raffaels.

Casa Natale di Raffaello

Das Geburtshaus Raffaels liegt in der Via Raffaello. Es ist eingerichtet mit Mobiliar aus verschiedenen Jahrhunderten und Bildern, meist Kopien bedeutender Werke, aber auch Originale.

Kloster Santa Chiara

Das ehemalige Kloster Santa Chiara dient heute als Eingangshalle für die ISIA Urbino, eine Kunsthochschule. Das Kloster wurde nach den Plan von Francesco di Giorgio Martini errichtet und im 16. und 17. Jahrhundert umgestaltet.

Quelle: Wikipedia

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