Wie alles begann in Italien

Im Urlaub 2019 in Sizilien träumte ich vor mich hin, dass es doch toll wäre, Yoga in Italien anzubieten.

Ralf, mein Mann, hakte gleich ein, dass es die Toscana sein sollte.... und wer uns beide kennt, weiß, dass wir schnell im Durchdenken und Umsetzen einer Idee sind, wenn sie erst einmal laut ausgesprochen ist.

Also fing ich an, mich nach passenden Immobilien umzusehen. Dabei entdeckten wir die Marken, von denen wir vorher noch nie etwas gehört hatten. Die kleine Schwester der Toscana, sehr ähnlich, aber touristisch noch nicht so sehr erschlossen, bäuerlicher, unberührter, günstiger.

Der 1. Flug nach Italien zu Besichtigungen war dann bereits im November 2019. Wir besichtigten mindestens 10 Objekte in 3 Tagen. Bedingung war: Es sollten alte, typische Casas sein.

Wir verliebten uns sofort in eine alte Mühle, die liebevoll restauriert war, mit einem verwunschenen Garten an einem Bach. Der Ort war perfekt in seiner Alleinlage für Yogaseminare.

Wir planten und planten, holten Kostenvoranschläge ein, kontaktierten die Verkäufer, bis wir einsahen, dass das Haus für unsere Zwecke trotz aller Umbaumaßnahmen viel zu klein war.

Wir flogen ein 2. Mal nach Italien. Dieses Mal standen 12 Besichtigungen in 4 Tagen auf dem Programm.

Wir fanden ein sehr großes Haus in Alleinlage. Viel Platz, mehrere abgeschlossene Wohnungen, nicht sehr liebevoll eingerichtet. Aber wir hatten die Vorstellung, dass wir das sehr schön machen könnten. Wir verhandelten mit dem Verkäufer und waren uns einig. Wir entschlossen uns, das Haus zu kaufen.

Da das Haus aber offiziell nur ein Einfamilienhaus war, was wir erst beim nächsten Treffen erfuhren, hätte es nur mit viel Geld rechtmäßig zu einem Mehrfamilienhaus umgewidmet werden müssen.

Dies war wohl auch der Grund, warum der Verkäufer einen Rückzieher machte… Wir waren baff.

Also weitersuchen!

Im Januar 2020 ging es dann wieder auf Besichtigungstour durch die Marken, und wir fanden ein richtig altes Bauernhaus, 1800 gebaut, in der seit über 50 Jahren eine italienische Familie wohnte, die nun aus Altersgründen ihren Besitz verkaufen wollten.

Wir waren sofort in das Haus, die Lage und den Ausblick verliebt. Die Verhandlungen begannen, wir wollten zusagen und den Vertrag im März unterschreiben.... dann kam uns Corona dazwischen.

Die alten Verkäufer, beide sehr krank, unterbrachen aus Angst die Verhandlungen. Nach dem Schrecken und der Enttäuschung, die uns einen Moment blockierte, suchte ich weiter und stellte fest, dass ich deutlich günstigere Immobilien fand.

Also wieder los zu Besichtigungen und wir blieben an einem alten Kloster hängen, hervorragend für unsere Bedürfnisse geeignet, unglaublich viel Fläche und Möglichkeiten, Alleinlage, aber…

200m vor der Terrasse unten am Berg eine angefangene Straße. Geplant war dort eine Schnellstraße zur Toscana, seit 20 Jahren nur ein Stück gebaut, Bauarbeiten eingestellt, Bäume wuchsen schon aus dieser Straße ....., aber was passiert, wenn die Italiener plötzlich auf die Idee kämen diese Straße wieder zu bauen? Das war uns dann doch zu heikel.

Dann bekamen wir im Juni 2020 die Nachricht, dass die alten Verkäufer nun doch die Verhandlungen wieder aufnehmen wollen. Wir verhandelten und konnten, nachdem wir uns noch einmal vor Ort vergewisserten, ob wir das wirklich wollen, am 4. November 2021 den Notarvertrag unterzeichnen.

Die größten Probleme, die ich für mich nun sah, waren die Sprachhindernisse. Wie finden wir Verwalter, Hausmeister, Reinigungskraft, die uns vor Ort helfen könnten und denen wir vertrauen können, wie geht das alles mit Müll, Strom, Versicherung, ohne die Sprache zu beherrschen?

Aber, wer das eine will, muss das andere mögen, und im Organisieren sind Ralf und ich sozusagen alte Hasen .. und das Glück half uns. Die Vorbesitzer brachten uns mit einem Ehepaar zusammen, was Verwaltung, putzen, Hausmeistertätigkeit übernehmen würden, die selber nur 3 km entfernt wohnen. Leider können sie weder deutsch noch englisch.

Natürlich geht heute alles auch mit Übersetzungsprogrammen, aber oft genug kommt da ein völliges Kauderwelch heraus. Aber irgendwie schafften wir es auch mit dem Bauleiter, der für die Umbauten zuständig war, und der Hilfe des Maklers alles richtig verständlich an den Mann zu bringen.

Und Katja und Alberto, unsere Engel vor Ort, sind der größte Glücksfall. Nachdem der Vertrag unterschrieben, das Haus wirklich unser war, machte ich mich an die Arbeit. Das Haus muss ja eingerichtet werden!

Viele Möbel, Küchenutensilien etc. hatten wir ja übrig, weil wir auf Usedom einige Ferienwohnungen aufgegeben hatten. Unsere Alten-WG begann ja im Februar 2020, die Utensilien waren eingelagert. Möbel mussten ausgesucht werden, geplant, gemessen, alles ohne vor Ort zu sein. Wie bekomme ich Möbel nach Italien, ohne eine Spedition zu bemühen? Viel zu teuer!

In Italien konnten wir nicht kaufen, kannten uns nicht aus, außerdem hinderte uns Corona und unsere Arbeit hier. Aber es machte Spaß, war eine Herausforderung. Ich plante mein erstes Seminar, erarbeitete das Konzept. Es sollte die Möglichkeit des Bildungsurlaubs geben. Die Volkshochschule half mir dabei.

Die Fahrt nach Italien

Wir waren glücklich und freuten uns darauf, vor Weihnachten, wenn die Bauarbeiten fertig sein sollten, nah Italien zu fahren mit den vorhanden Sachen und mit dem Einrichten zu beginnen. Der Hänger war gepackt. Aber natürlich kam alles ganz anders. Wir konnten wegen Corona nicht fahren.

Ok, aber sicher machen sie im Januar wieder auf und wir können nach Italien, dachten wir. Hatten wir falsch gedacht. Also begann die Zeit des Wartens. Im Februar entschieden wir uns dann, uns mit dem vollbeladenen Hänger auf den Weg zu machen. Vorher zum Testen, na klar, und nächsten Morgen, nachdem das Ergebnis da war, los, denn schließlich durfte der Test nicht älter als 48 Stunden sein.

Aber an diesem Tag war Winterwetter-Chaos, zum Glück nicht auf unserer Strecke, jedenfalls hörten wir davon nichts in den Verkehrsnachrichten.

Uns war vorher schon mulmig, denn es war eine laut Navi 18 Stunden Strecke, natürlich ohne Hänger berechnet und Übernachtung war nicht eingeplant. Tirol und Norditalien war uns zu gefährlich, in Deutschland durfte man nicht, also höchstens im Auto ein paar Stündchen bei der Kälte.

Also Test negativ, wir fahren. Nach 1,5 Stunden unterwegs, bricht der Hänger aus, kommt ins trudeln, unser Auto mit. Ich bekomme riesige Angst, sehe uns schon im Graben und überschlagen. Ralf fängt den Hänger auf, das Trudeln hört auf. Er erklärt mir, dass das dem Glatteis geschuldet ist. Ich sterbe vor Angst. Wo ich sonst sofort im Auto einschlafe, ist an Entspannung und Schlaf nicht zu denken.

Auf der A9 LKW-Chaos. Sie stehen auf den Seitenstreifen, stehen quer, Raststätten alle mit LKW`s zu. Wir fahren auf vereisten Spurrillen. Es war für mich ein Höllentrip. Bei Leipzig müssen wir tanken. Da macht uns ein Mann auf unseren schief stehenden Reifen am Hänger aufmerksam. Der ADAC hat keine Kapazitäten, man nennt uns eine Werkstatt für Anhänger.

Der hat Urlaub, kommt aber trotzdem zur Werkstatt. Das Werkstatttor geht nicht auf, vereist. Er muss einen Bunsenbrenner holen, damit wir auf das Grundstück kommen. Als er das Alter unseres Hängers erfährt, macht er uns keine Hoffnungen. Eine neue Achse muss angefertigt werden, wird sehr teuer und dauert Wochen, wenn da überhaupt etwas zu machen ist.

Als er dann unter den Hänger schaut, stellt er zum Glück fest, dass er wahrscheinlich doch reparabel sein könnte. Wir treten bedröbbelt, ohne Hänger, den Rückweg an, der zumindest ohne Komplikationen klappt, und sind nach 13 Stunden wieder dort, wo wir losgefahren sind. Traurig, fertig, aber lebend.

Die nächste Woche nach dem Werkstatturlaub sollten wir erfahren, wann der Hänger fertig ist – aber wir bekamen nur die Nachricht. Stromausfall, sie können nichts machen. Eine weitere Woche ging gar nichts, bis wir erfuhren, dass die Achsaufhängung gebrochen, aber ein Ersatzteil gefunden und auf dem Weg sei.

Zwei weitere Wochen nach dem 1. Versuch machten wir uns ein zweites Mal auf den Weg, in der Hoffnung, dass die 2. Achse durchhält. Teure Reparatur, aber um 12 Uhr hängt der Hänger wieder am Auto und wir können weiter. In der Werkstatt teilt man uns noch mit, dass der Hänger dgrenzwertig beladen ist. Aber da müssen wir jetzt wohl durch und der Hänger hoffentlich auch.

Zumindest ist kein Schnee und Glatteis mehr und wir kommen voran, zumindest bis 3 Stunden vor Österreich. Plötzlich macht das Auto komische laute Geräusche. Ralf hält mich für hysterisch, das Auto zeigt keine Warnzeichen und plötzlich wird es unüberhörbar laut. Ralf lenkt das Auto auf den gerade erscheinenden Parkplatz. Der Hinterreifen des Autos sieht zerfetzt aus.

Wir können es nicht fassen. Was ist los mit Italien??????? Galgenhumor hilft, der ADAC ist eine viertel Stunde später vor Ort schleppt uns ab. Wir kommen noch rechtzeitig zur Werkstatt, die haben sogar unsere Reifengröße vom Geländewagen. 2,5 Stunden Zeit verloren, wir müssen nach Italien, aber wir können zumindest am selben Tag weiter und sind glücklich. Man wird ja sehr demütig und dankbar.

Nachts sind die Straßen frei, dafür die Parkplätze von LKW`s überfüllt, sodass wir keinen Platz zum Schlafen finden. Wir sind aber so voll Adrenalin, sodass wir wach sind und uns entschließen durchzufahren. Nach 22 Stunden Fahrt sind wir fast am Ziel.

Das Navi bringt uns zum Ziel, wir sind glücklich bald ins Bett fallen zu können, bis die Straßen immer schmaler, enger und steiler werden. Das Navi meint es gut, zeigt uns den kürzesten Weg, zumindest wenn man mit einem PKW unterwegs ist.

Wir kommen zumindest den Berg mit einem überladenen Hänger nicht hoch – nichts geht mehr. Die Kupplung stinkt und qualmt. Ralf schafft es bis zu einer Haarnadelkurve, dann geht nichts mehr. Ralf muss mit Hänger in der Haarnadelkurve wenden, weil wir den Berg nicht weiter hochkommen.

Er ist mein Held, denn er schafft das. Auch die Autos, die mittlerweile ihre Fahrer zur Arbeit bringen wollen, warten ohne Hubkonzerte im Dunkeln, noch vor dem Morgengrauen, bis wir gewendet uns einen anderen Weg suchen.

Schließlich kommen wir nach 23 Stunden vollkommen fertig fast am Ziel an, denn wir lassen den Hänger unten am Berg sicherheitshalber stehen, um uns am nächsten Tag von einem Traktor den Hänger hochfahren zu lassen, um uns ein paar Stündchen aufs Ohr zu legen.

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